aus dem verborgenen gehoben
Wie ein versteckter Amethyst zu einem einzigartigen Gemälde inspiriert
Einen Raum transformieren – nicht nur optisch, sondern auch energetisch. Genau das hat sich Krisencoach und Osteo-Yoga-Trainerin Anja Schulte für ihr Unternehmen go.feel.yourself gewünscht. Einen Monat später erhielt sie nicht nur ein Gemälde, das ihre Werte als Coach widerspiegelt, sondern auch einen Teil ihrer ganz persönlichen Geschichte.
Es riecht nach Farbe und frisch verlegtem Korkboden. Im Nebenraum klopft jemand Bodenfliesen fest. Es hallt. Im Radio läuft „Follow the Sun“, von Together Alone. Gute-Laune-Beats, die Handwerker nebenher stundenlang hören können.
Für die erste Besprechung des Auftragsgemäldes treffe ich Anja Schulte in ihrer Wohnung in Frankfurt-Höchst, in der sich auch der Yoga-Raum für ihre Kunden und Kundinnen befindet. Mit einem kleinen Waschbecken im Arm öffnet sie die Tür, weist mir den Weg in das Zimmer, wo das Gemälde hängen soll, und verschwindet auf einen Schnack mit den Handwerkern im Gäste-WC. Der Raum ist groß, hat knapp drei Meter hohe Decken – und ist noch nicht eingerichtet. An der Wand gegenüber dem Fenster steht ein riesiger, dunkelbrauner Buffet-Schrank: vielleicht 1930er, Art-Déco. Bemerkenswerte Maße. Anja kommt zurück und hat zwei Kaffee in der Hand. „Krasser Schrank, nicht wahr!“, sagt sie, während sie mir eine Tasse entgegenstreckt. „Hab ich auf ebay-Kleinanzeigen geschossen. Zu verschenken! Der bleibt hier stehen. Der Rest kommt noch: Pistaziengrün an die Wand. Ein Zweisitzer in Petrol. Die zwei braunen Korbleuchten da. Und ein Bücheregal muss hier auch noch hin. Weiß noch nicht, wie das am Ende alles stehen wird.“ Die besten Voraussetzungen – nein, ganz ehrlich. Ich liebe es, auf Baustellen herumzuhängen und unfertige Räume zu betreten. Es ist wie eine weiße Leinwand. Alles ist möglich. Und ich starte mein Kopfkino. Richte den Raum in Gedanken ein, um den perfekten Platz für ein Gemälde anzupeilen. Es wird alle Blicke auf sich ziehen müssen, um mit dem Schrank und den großen, geflochtenen Kugelleuchten mithalten zu können.
Auf dem Foto sieht er klein aus, der alte Buffet-Schrank. Er ist zwei Meter hoch, drei Meter breit und 70 cm tief. Ein krasser Blickfang, der ein Gegengewicht braucht.
Passen perfekt zum Schrank – die zwei Flechtleuchten mit 50 cm Durchmesser. Sie sind aber auch ein krasser Hingucker, gegen den das Gemälde ankommen muss.
Balance, Wachstum, innere Stärke und ein versteckter Edelstein
Während ich im Zimmer herumgehe, Fotos mache und Details festhalte, erzählt mir Anja von ihren beiden Söhnen, ihrem Beruf und den Menschen, die sie durch Krisenzeiten begleitet. Mit Emotions-Trainings, Osteo-Yoga, Atemübungen und Gesichtlesen hilft sie ihnen, einen ganz neuen Blickwinkel auf sich selbst zu bekommen und das verloren gegangene Gleichgewicht wieder herzustellen. Oder körperliche Beschwerden zu lindern und langfristig zu heilen. Ich muss dabei an meine schlechte Haltung denken. Und richte meinen Rücken, jedes Mal wenn sie „Verspannungen“ sagt, auf. „Wenn du willst, zeige ich dir noch die kleine Yoga-Ecke bei mir zuhause. Vielleicht inspiriert dich das auch.“ Auf dem Weg unterhalten wir uns über die Wirkung von Farben. Und in welchem Maße das Gemälde Sicherheit, Vorfreude auf einen Neubeginn, Inspiration und Balance ausstrahlen soll.
Doch es ist nicht nur das, was mir eine Richtung für die ersten Entwürfe vorgibt. Es sind auch die Informationen zwischen den Zeilen: Die Begeisterung beim Erzählen bestimmter Erinnerungen. Mimik und Gestik. Nippes, der erst einmal unwichtig scheint. Klamotten und Schmuck. Kleinigkeiten, an denen das Herz von Anja hängt, über die sie aber wenig Worte verliert. Ihre Leggings zum Beispiel. Das Muster erinnert mich an „Das Fünfte Element“. Und eine Zeit, in der man noch in Keilschrift auf Steinen geschrieben hat. Oder ihr Tattoo am rechten Arm, das Halbmonde mit Sutras verbindet. Ich gehe an einem kleinen Holzregal vorbei. Es ist voll mit Büchern über Yoga, Räucherstäbchen, Steinen und Kistchen. Ich lasse meinen Blick schweifen. Etwas glänzt aus dem Augenwinkel. Ich schau zurück. Eine riesige Druse. Amethyst. Sanfte Purpur-Töne, die fast Rosé wirken. Schimmert einsam in der dunklen Ecke des Regals vor sich hin. Ein beeindruckendes Stück, das seinen Raum braucht. Der aber offensichtlich noch gefunden werden muss.
Aus Stäbchen, Steinen und Stellungen werden abstrakte Motive
Yoga-Motive, die jeder kennt und Einzelstücke, die so nur Anja hat – aus meinen Eindrücken fertige ich drei grobe Skizzen vom künftigen Gemälde an. Alle orientieren sich am Format 80 x 80 cm. Darunter sehr reduzierte, hauchzarte Räucherstäbchen auf transparent grundierter Baumwoll-Leinwand, ein neunteiliges Set aus unterschiedlichen Asanas auf schwarzen Holzplatten und zuletzt ein abstrahierter Amethyst.
Nach einer Woche treffen wir uns erneut, um die Entwürfe zu besprechen. Die abstrahierte Druse fällt ihr sofort auf, obwohl sie gar nicht lila ist: „Das sieht aus wie mein Amethyst.“ Aber es ist mehr als das – es ist eine Geschichte, ein Symbol, ein Kraftort. Der Kreis als zentrales Element vermittelt Balance und Vollständigkeit. Gleichzeitig greift er die runde Form der Korbleuchten auf. Drei unterschiedlich große Steinformationen innerhalb des Kreises stehen nicht nur für Anja und ihre beiden Söhne, sondern laden jede Kundin und jeden Kunden bei den Beratungsstunden dazu ein, die eigene Geschichte darin zu entdecken. Die Stadien der eigenen Entwicklung, die Vielschichtigkeit der Persönlichkeit – all das ist darin vereint. Die klaren geometrischen Formen und Linien strahlen darüber hinaus Struktur und Beständigkeit aus, während die offene Komposition Raum lässt für Visionen und einen Neuanfang. Auch die Farben des Interieurs greift das Gemälde auf: das Pistaziengrün der künftigen Wand, das Petrol des Sofas sowie den Korkboden. Gleichzeitig vermittelt es das, was Menschen mit den Farben assoziieren: Blau mit Ruhe, Klarheit und Tiefe. Grün mit Wachstum, Heilung und Harmonie. Und als Akzentfarbe ein strahlendes, warmes Orange – ein Impuls, eine Quelle der Inspiration, ein leuchtender Funke. Und eine der Markenfarben von Anjas Unternehmen.
Zu gutem Handwerk passen immer auch kleine Einrichtungsideen
Mit Anjas „Go“ beginnt die Umsetzung des Entwurfs, für den sie sich entschieden hat: die „Mind Stones“ – so der Name für das Motiv, zu dem mich der Amethyst inspiriert hat. Ich hole aus meinem kleinen Lager Keilrahmenleisten und spanne die Baumwollleinwand. Eine Arbeit, die ich grundsätzlich selbst mache. Nicht nur weil das Ausrollen einer Leinwandrolle einfach nur Bock macht. Ich kann mir am Ende auch sicher sein, dass richtig gespannt ist, sich nichts verzieht und die Ecken genau neunzig Grad haben. Dann folgt das Anmischen der Farben, die Reinzeichnung der groben Skizzen und die Übertragung auf die Leinwand. Über den gesamten Prozess hinweg halte ich Anja auf dem Laufenden. Sie besucht mich zwischendurch im Atelier, um den Rahmen auszuwählen und sich für den Schlusslack zu entscheiden.


Parallel entwickle ich Einrichtungsvorschläge. Denn die Wand im Zimmer, in dem das Gemälde hängen soll, ist noch nicht gestrichen und die Lampen noch nicht gehängt. In Gesprächen und mit digitalen Previews zeige ich, wie das Sofa den Raum öffnen kann, wie Leuchten Gemütlichkeit ausstrahlen und wie das Pistaziengrün den Raum strukturiert und ein harmonisches Gegengewicht zum großen Buffet-Schrank bildet. Das Gemälde ist dabei immer der Akzent, der den Raum vervollständigt.
Noch ist nur ein Entwurf, der deutlicher macht, wie man es schafft, den Buffet-Schrank, die Leuchten, den Wandanstrich und das Gemälde in Einklang zu bringen: mit Formen, die einander aufgreifen sowie starken Highlights, die den Blick auf sich lenken und den Raum neu strukturieren.
Die fertige Sofa-Ecke mit angedeuteter Berglandschaft, Flechtleuchten und Gemälde in weißem Rahmen.
Aus einem Unikat wird ein einzigartiges Event
Anjas Räume sind gerade mal dreißig Autominuten entfernt von meinem Atelier. Also bringe ich das fertige und bereits gerahmte Gemälde persönlich vorbei. Ich freue mich darauf, es dort hinzubringen, wo es hingehört. Wo Menschen ihre eigenen Geschichten darin sehen und sich darüber hinaus davon zu neuen inspirieren lassen. „Sag mal, Katja! Wollen wir nicht ein kleines Event zusammen machen? Dann kann ich meinen Kundinnen und Kunden die neuen Räume zeigen, mehr von deinen Arbeiten zeigen und neue Workshops vorstellen!“ Eines der coolsten Feedbacks überhaupt. Klar bin ich dabei.